Nachhaltig kleiden: Die wichtigsten Kriterien für einen nachhaltigen Kleiderschrank

Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt fällt es uns inzwischen gar nicht mehr richtig auf. Doch es gibt etwas, das unser Stadtbild maßgeblich prägt und zu Häufe in jeder Altstadt zu finden ist: Klamottenläden. Jedes zweite Gebäude beherbergt solch einen und teilweise gibt es sogar mehrere Filialen eines Unternehmens in einer Stadt. Die Fenster sind voll von Schaufensterpuppen, die die neusten Klamotten und Trends präsentieren. Dabei ändert sich das Bild in den Schaufenstern in immer kürzeren Abständen. Immer schneller kommen neue Trends auf den Markt und inzwischen bringen große Ketten mehr als zwölf Kollektionen im Jahr heraus. Die Kund*innen werden überflutet mit Neuheiten und durch Werbung dazu animiert, den Trends zu folgen, um nicht den Anschluss zu verlieren. So hat sich unser Konsum im Textilbereich in den letzten beiden Jahrzehnten verdoppelt und wird voraussichtlich bis 2030 um weitere 60 % steigern. Das wäre alles auch gar nicht so schlimm, hätte unser Modekonsum nicht solch negative Auswirkung auf Mensch und Umwelt.

Die negativen Aspekte von “Fast Fashion”

Fast Fashion” ist der Überbegriff für die Unternehmensstrategie von Modelabels, die zu günstigen Preisen etliche, trendbezogene Kollektionen herausbringen, die nur kurz zu kaufen sind und schon bald wieder aus den Läden verschwinden. Da die Herstellung von Textilien eigentlich relativ aufwendig ist, Ressourcen und Arbeitszeit kostet, müssen “Fast Fashion”-Modelabels nach Strategien suchen, um trotzdem ihrem Unternehmenskonzept und der marktwirtschaftlichen Nachfrage folgen zu können. Dies kann negative Auswirkungen für Umwelt und Mensch zur Folge haben, wie niedrige Arbeitslöhne oder ein hoher CO₂-Ausstoß. Doch natürlich ist “Fast Fashion” nicht die einzige Mode, die man in Städten erwerben kann. Zunehmend steigt die Nachfrage nach “Slow Fashion” und “Fair Fashion”, sodass sich ein klarer Trend in Richtung Nachhaltigkeit in der Gesellschaft erkennen lässt. Inzwischen passt sich auch die “Fast Fashion”-Industrie diesem Trend an und gestaltet ihre Produktion zunehmend transparenter und nachhaltiger, weshalb nun auch bei vielen “Fast-Fashion”- Ketten Fairtrade-Mode zu kaufen ist.

“Slow Fashion” und “Fair Fashion”

“Slow Fashion” bezeichnet konkret den Trend zum “Untrendigen”. Das bedeutet keineswegs, dass die Klamotten dabei nicht schön, sondern nur praktisch und nachhaltig sind. Es bezieht sich viel eher auf das Zeitlose, auf Designs, die immer getragen werden können, immer schön und passend sind. Dies vermeidet es, Klamotten im Schrank zu haben, welche einem nach einem viertel Jahr aufgrund eines zu ausgefallenen oder zu speziellen Designs nicht mehr gefallen, was somit schonmal einen wesentlichen Aspekt für nachhaltigen Textilkonsum darstellt, da die einzelnen Stücke einfach länger getragen werden. Bei “Slow Fashion” steht vor allem die Qualität im Vordergrund. Dieses Konzept fördert somit Textilien, die langlebig sind und viele Jahre getragen werden können. Doch nicht nur Qualität in der Zusammensetzung ist hier wichtig. Meist dehnt sich dieser Anspruch der entsprechenden Modelabels auch auf die Produktion und Herstellung aus, womit sie nicht nur “Slow Fashion”, sondern auch “Fair Fashion” sind. Ausübende Unternehmen des “Fair Fashion”-Konzeptes schwören ebenfalls Trenderscheinungen ab und setzen ihren Fokus vor allem auf eine umweltfreundlichere und sozialgerechte Produktionsweise. Damit man “Fair Fashion” erkennen kann, gibt es einige wenige Kriterien, die diese als eben solche auszeichnet.

Ab wann ist Fashion Fair

Ein wesentliches Kriterium dabei stellen die verwendeten Materialien dar. Diese müssen biologisch, also gänzlich natürlich sein. Bei dem Anbau dieser werden keine Chemikalien eingesetzt. Baumwolle wird demnach weder mit umweltschädlichen Pestiziden behandelt, noch wird es für einen besseren Ertrag genverändert. So ist es sowohl für die Gesundheit der Menschen als auch für unser Grundwasser und die Natur weniger schädlich. Daneben wird bei entsprechenden Unternehmen auch oftmals darauf geachtet, Materialien zu verwenden, die schnell nachwachsen oder die eigentlich Abfallprodukte darstellen, wie beispielsweise Bambus- und Hanffasern, Ananasblätter, Eukalyptusholz und sogar auch Pilze. Wie man sehen kann, wird die Modeindustrie immer kreativer. Eine Alternative zu biologischen Materialien ist die Herstellung von Textilien durch recyceltes Plastik oder das Upcycling von weggeworfenen Textilien. So bekommt all das, was normalerweise im Müll landet und verbrannt werden würde, ein neues Leben und kann auch weiterhin, nachhaltig genutzt werden. Neben der Verwendung von umweltfreundlichen Materialien, kommt natürlich die Frage nach der Herstellung auf, da diese im Normalfall viele Ressourcen verbraucht und dafür große Mengen an Abgasen freisetzt. Eine Herstellung kann als fair, beziehungsweise nachhaltig, bezeichnet werden, sobald sie sparsam mit Energie und Wasser umgeht. Doch nicht nur eine ressourcenschonende Produktion macht faire Mode fair, sondern auch der Standort. Je näher dieser an dem Land ist, in welchem die Produkte letzten Endes in den Verkauf kommen sollen, desto besser. So werden lange Transportwege verhindert und infolgedessen wird weniger CO₂ ausgestoßen. Natürlich bezieht sich dies nicht allein auf die Produktionsstätte. Am besten ist es, wenn die gesamte Lieferkette, also vom Anbau der Materialien beginnend bis zum Verkauf, sich so gut wie möglich an einem Fleck befindet. Bei der gesamten Lieferkette wird nicht nur auf den Standort geachtet, sondern auch auf einen fairen und sozialen Umgang mit den Mitarbeitenden. Hier wird sich an den Sozialstandards der entsprechenden Länder orientiert, sodass angefangen bei den Agrarwirt*innen bis hin zu den Fabrikarbeiter*innen alle zu fairen Löhnen beschäftigt werden und die Arbeitsbedingungen sozialgerecht beobachtet und umgesetzt werden. Ohne ausgiebige Recherche fällt es natürlich etwas schwer “Fair Fashion” zu erkennen. Deshalb gibt es inzwischen eine Reihe von Siegeln, die dies den Konsumierenden erleichtern sollen. 

Wie kann ich “Fair Fashion” erkennen?

GOTS

Das GOTS-Siegel ist eines der wichtigsten und verbreitetsten Siegel für nachhaltige Mode. Damit Textilien mit diesem ausgezeichnet werden, müssen sie zu 95 % aus Naturfasern bestehen, von welchen mindestens 70 % nachweisbar aus kontrolliertem, ökologischen Anbau kommen müssen. Bei der Herstellung wird darauf geachtet, dass schädliche Chemikalien vermieden werden und die Arbeitsbedingungen den sozialen Mindeststandards entsprechen. 

IVN

Das IVN-Siegel übertrifft das GOTS-Siegel mit seinen Ansprüchen nochmal. Hier muss die Ware zu 100 % aus biologischen Materialien, die durch nachhaltigen Anbau gewonnen werden, bestehen. Auch die Verwendung von Chemikalien wird hier strenger überwacht und die Standards bei den Arbeitsbedingungen gehen über die Mindeststandards hinaus und garantieren den Angestellten eine existenzsichernde Entlohnung.

FairTrade Certified Cotton

Wie bereits der Name dieses Siegels vermuten lässt, wird hier ein Fokus auf den Baumwollanbau gesetzt. Dabei sind die Kriterien zum einen der Anbau biologischer Baumwolle, frei von Pestiziden und Chemikalien, und zum anderen faire Arbeitsbedingungen für die Landwirt*innen. Hier werden vor allem kleine und mittelgroße Betriebe unterstützt, die mit langfristigen Arbeitsverträgen und fairen Abnahmepreisen entlohnt werden.

FairWear Foundation

Um Mitglied der FairWear Foundation zu werden, müssen Unternehmen insbesondere im Bereich der Arbeitsrechte sehr fortschrittlich agieren. So setzt die Foundation sich verstärkt für gerechte und soziale Standards ein und setzt dies auch bei den Unternehmen voraus. Die FairWear Foundation führt jährliche Kontrollen in den Produktionsstätten durch, hält Fortschritte fest und gestaltet ihre Arbeit im Allgemeinen sehr transparent. Inzwischen hat sich der Fokus hier auch ein wenig ausgeweitet und konzentriert sich neben der Textilverarbeitung auf den Anbau der Materialien und die Arbeitsbedingungen in diesem Bereich.

kbA und kbT

Mit kbA und kbT wird nur ausgezeichnet, dass die Materialien aus kontrollierter biologischer Herstellung kommen. Jedoch sind damit noch keine fairen Arbeitsbedingungen garantiert.

Unter Beachtung dieser Kriterien und Aspekte kann man als einzelne*r Konsument*in schonmal ein Zeichen für “Fair Fashion” und gegen “Fast Fashion” setzen. Oftmals sind entsprechende Kleidungsstücke jedoch nicht besonders erschwinglich, weshalb hier bei der Umsetzung teilweise Kompromisse eingegangen werden müssen. So wäre es eine Möglichkeit auf weniger, dafür bessere Klamotten zu setzen (und dem Prinzip des Capsule Wardrobe zu folgen) oder eine Mischung zu verfolgen. Hierbei kann auch gerne anstatt zu “Fast Fashion”-Produkten zu Second Hand gegriffen werden :).