Plastik - Wie sich unser Plastikkonsum auf die Umwelt auswirkt

Plastik ist schädlich. Ein Fakt, den wir alle bereits gehört und teilweise schon verinnerlicht haben. Doch ist es im Alltag manchmal gar nicht so einfach auf Plastik zu verzichten. Zu oft wird aus Gewohnheit oder Unaufmerksamkeit zu plastikverpackten Lebensmitteln oder Gegenständen gegriffen. Bei manchen Waren scheint es gar nicht vermeidbar zu sein sie ohne Plastikverpackung zu erwerben. Und manchmal landet beim Shoppingtrip aus Versehen mal wieder ein schönes T-Shirt aus Polyester im Einkaufskorb. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger sich der negativen Auswirkungen unseres Plastikkonsums bewusst zu werden. Doch warum genau ist Plastik so schädlich? Dies ist eine sehr umfangreiche Thematik, die viele Faktoren beinhaltet. Deshalb fangen wir erst einmal ganz am Anfang, bei der Grundlage von Plastik, an, denn bereits hier lassen sich erste Aspekte erkennen, die unserer Erde schaden.

 

 

Vom schwarzen Gold zum Plastik

Plastik, oder allgemein Kunststoffe, haben in den meisten Fällen einen fossilen Energieträger zur Basis: Erdöl. Erdöl ist ein natürliches Stoffgemisch unseres Planeten, welches in der oberen Erdkruste zu finden ist. Bereits in frühen Jahren wurden die Möglichkeiten, die sich mit dem sogenannten schwarzen Gold ergeben, entdeckt und die Menschheit fing an weltweit nach Erdöl zu bohren. Inzwischen ist dieser fossile Energieträger ein großer Bestandteil unser aller Leben. Er ist, wie eben erwähnt, in Kunststoffen enthalten, in Farben, Treibstoffen, Heizöl und vielem mehr. Demnach kann mit Erdöl eine Menge Geld verdient werden und die Konzerne, die sich dem annehmen, expandieren zunehmend, ohne Rücksicht auf Verluste. Für die Gewinnung werden Bohrinseln mitten im Meer errichtet, Wälder gerodet, Natur zerstört. Allein dieses rücksichts- und kompromisslose Vorgehen, durch welches Flora und Fauna bedroht werden, ist ein Grund, weshalb der Abbau von Erdöl alles andere als umweltfreundlich ist. Doch damit nicht genug. So kann es natürlich bei diesem Prozedere auch zu zahlreichen Unfällen kommen, die sich verheerend auf unsere Natur auswirken. Ein Beispiel für solch einen Unfall sind Defekte an Bohrinseln, wodurch literweise Öl in unsere Gewässer gelangen und ganze Ökosysteme bedrohen und zerstören können. 2009 geriet beispielsweise die Bohrinsel Montara, nordwestlich von Australien, in Brand. Bei diesem Unglück traten knapp 4.500 Tonnen Öl in das Meer aus. Ein Jahr später, 2010, kam es aufgrund verschiedener Fehler zu einer Explosion auf der Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko, die daraufhin gänzlich unterging. Die Folgen: 11 Tote, fast 800 Millionen Liter Erdöl im Meer, eine 2.000 Kilometer lange, ölverschmierte Küstenlinie und somit die zweitgrößte Ölkatastrophe unserer Zeit. Etliche Tiere starben bei diesem Unglück und die Auswirkungen davon lassen sich auch heute noch feststellen. Doch auch beim Transport von Erdöl kam es in der Geschichte immer wieder zu fatalen Katastrophen. Da das schwarze Gold weltweit gewonnen und benötigt wird, wird es in großen Supertankern über unsere Weltmeere verschifft. Unwetter, Schiffskollisionen oder Lecks am Schiff selbst können dabei Ursachen für das Austreten von Öl in unsere Gewässer sein. So ist bereits zu sehen, dass allein die Grundlage von Plastik verheerende Auswirkungen auf unsere sensiblen Ökosysteme hat.

Sobald das Erdöl einmal gewonnen ist, muss es natürlich noch umgewandelt werden, bevor es zu Plastik verarbeitet werden kann. Dies geschieht durch eine Raffination, bei der das Rohöl auf etwa 400° Celsius erhitzt wird und destilliert. Dabei wird es in verschiedene kleine Fraktionen aufgeteilt, unter anderem Rohbenzin, oder auch Naphtha genannt. Dieses Naphtha wird nun einem weiteren Cracking-Verfahren unterzogen und in noch kleinere Bestandteile gespalten. Das Ergebnis dieses thermischen Spaltungsprozesses sind kleine Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Durch Synthese kann daraufhin das Endprodukt, der Kunststoff, geformt werden. Bei dieser chemischen Prozedur wird jede Menge CO2 in unsere Atmosphäre freigesetzt und belastet somit zusätzlich unsere Umwelt und unser Klima. Inzwischen gibt es jedoch sehr innovative Ideen, die daran arbeiten eine klimafreundlichere Produktion von Kunststoffen zu etablieren. Dennoch ist die oben genannte Methode immer noch die weltweit verbreitetste. 

Unser Plastikkonsum in Zahlen 

Der aufwendig hergestellte Kunststoff findet in vielen Bereichen unseres Lebens Verwendung: Unter anderem als Verpackungen, Textilien oder Baumaterialien. Die Produktion und der Konsum steigt trotz kontroverser Diskurse dabei stetig. Seit dem Jahr 2000 wurde insgesamt 56% des weltweit je hergestellten Plastiks produziert. Im Jahr 2019 lag die Produktion noch bei 368 Tonnen im globalen Durchschnitt. Heute sind es knapp 400 Tonnen. Allein in Deutschland stieg die Herstellung von Plastik von 2017 bis 2019 um 4 Millionen Tonnen. 59% davon macht Verpackungsmaterial aus, welcher somit den größten Sektor für unseren Plastikkonsum ausmacht. Dabei ist zu bedenken, dass insbesondere in diesem Bereich die Güter nicht lange genutzt werden und sehr schnell im Müll landen. So wird eine Plastiktüte durchschnittlich nicht länger als 25 Minuten verwendet. Auch Coffee-to-Go Becher, deren Deckel oder Verpackungen von Lebensmitteln werden innerhalb kurzer Zeit zu Abfall. Dies hat zur Folge, dass jede Menge Plastikmüll anfällt. Allein in Deutschland kommt im Durchschnitt auf eine Person 39,1 Kilogramm Plastikverpackungsabfall im Jahr. Der Durchschnitt liegt in Europa bei 33 Kilogramm, womit Deutschland eindeutig zu den Spitzenreitern zählt und hinsichtlich des Konsums von Plastikverpackungen auf Platz 4 der europäischen Länder liegt. Dies ist insbesondere unter dem Aspekt, dass hierzulande viel über die Reduktion von Plastik diskutiert wird, verwunderlich und zeigt nur noch einmal deutlicher, dass wir uns zwar der Sache bewusst sind, aber nur in zu kleinen Schritten handeln. So werden beispielsweise trotz der Einführung einer Kostenpflicht für Plastiktüten in Deutschland jährlich noch 2 Milliarden Plastiktüten verbraucht, was 24 Stück pro Kopf macht. All das kann mit einfachen Tricks vermieden werden, sei es mit einem eigenen Coffee-to-Go Becher, plastikfreien Tüten für den Einkauf, unverpackten Lebensmitteln oder einem offenen Auge für alternative Verpackungsmaterialien. Denn hier hört das Problem mit dem Plastik noch lange nicht auf.

Was passiert nach der Verwendung mit dem Plastik?

Sobald das Plastik im Müll gelandet ist, geht es mit der Umweltverschmutzung direkt weiter. In speziellen Sortieranlagen werden die Kunststoffe aus den Gelben Tonnen nach recyclebar und nicht recyclebar unterteilt. Recyclebares Plastik wird daraufhin eingeschmolzen und wiederverwertet. Dieses Verfahren ist teuer und kann nicht die gleiche Qualität wie neu produziertes Plastik erbringen. So ist es aufgrund niedriger Erdölpreise fast günstiger neuen Kunststoff zu produzieren oder das Recyclingverfahren einfach in Länder zu verlegen, in denen die Produktionskosten geringer sind, wie beispielsweise Malaysia oder Vietnam. Angesichts des langen Transportweges eine auch nicht ganz so umweltfreundliche Lösung. Inzwischen schafft es Deutschland dennoch knapp 50% unseres Plastiks wiederzuverwerten, der globale Durchschnitt hierbei liegt bei erschreckenden 14%. Allerdings ist auch die deutschlandweite Recyclingquote in Anbetracht dessen, dass weitere 50% Plastik entsorgt werden müssen, eine bedenklich niedrige Zahl. Was also passiert mit dem restlichen Plastik? Nicht recyclebares Plastik und Plastik, das in den Restmüll geworfen wird, landet oft in Müllverbrennungsanlagen, wo es in Kohlendioxid und Wasserdampf umgewandelt wird. Dabei treten Unmengen an Gasen aus, die schädlich für Umwelt und Klima sind. Bei diesem Prozess kann Energie gewonnen werden, sodass Müllverbrennung wesentlich zur Energierückgewinnung beiträgt. Diese Energie wird jedoch interessanterweise als erneuerbare Energie kategorisiert und demnach vom Staat subventioniert, was es natürlich umso verlockender und lukrativer macht Plastikmüll einfach zu verbrennen und neues wieder herzustellen. Die Verbrennung von Plastik stellt nicht nur in Deutschland ein Problem dar. So wurden, Schätzungen zufolge, im Jahr 2019 knapp 850 Millionen Tonnen Treibhausgase bei Verbrennungsverfahren von Kunststoffen freigesetzt. Und wenn nichts dagegen unternommen wird, wie beispielsweise ein Ausbau des Recyclings, könnte dieser Wert bis 2050 auf 2,8 Milliarden Tonnen steigen, was katastrophale Auswirkungen auf unsere Erde hätte.

Nun wurden schon zwei Entsorgungsmethoden von Plastikmüll vorgestellt, kommen wir also nun zur dritten, letzten und vermutlich fatalsten: Der nicht ganz so ordnungsgemäßen. Diese beinhaltet sowohl private Plastikentsorgung in der Natur wie auch illegale Müllentsorgung einiger Länder, bei der Kunststoffabfälle einfach in unsere Gewässer gekippt werden und daraufhin in unsere Weltmeere gelangen. Dies stellt ein großes Problem für Ökosysteme, Tiere und unsere eigene Gesundheit dar, da sich Kunststoffe nur sehr schlecht und sehr langsam abbauen. Mit der Zeit zerfallen sie zu immer kleineren Teilchen, sogenanntem Mikroplastik (Plastikpartikel, die kleiner als 5mm sind), bleiben aber dennoch bestehen. Dieser Zersetzungsprozess kann mitunter Jahrzehnte dauern. Zu dem nicht ordnungsgemäß entsorgten Plastik vom Land kommt noch der Müll, der durch industrielle Fischerei entsteht hinzu und welcher für circa 640.000 Tonnen Plastikmüll jährlich verantwortlich ist. Demnach schwimmen inzwischen riesige Mengen an Kunststoffen in unseren Meeren, die, durch Strömungen verursacht, sogar ganze Inseln aus Plastik bilden. Die größte Plastikinsel stellt das Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik dar. Dort sammelten sich mit den Jahren über 80.000 Tonnen Plastik an und bilden insgesamt eine Fläche in der Größe von Frankreich. Mal 3. Und wenn wir weiterhin mit unserem Müll so umgehen, wie wir es derzeit tun, könnten 2050 mehr Plastikteile als Fische in den Meeren zu finden sein. Dabei ist nicht einfach nur das Ausmaß und unsere offensichtliche, rücksichtslose Umweltverschmutzung traurig, sondern vielmehr auch die Konsequenzen, die unser Plastikkonsum für Umwelt und Tier mit sich bringt. Meeresbewohner und Vögel verfangen sich in noch nicht zersetzten Plastikteilen, verletzen sich oder sterben gar. Kleine Plastikpartikel, wie beispielsweise Mikroplastik, gelangen in die Mägen der Tiere, woran sie mitunter sterben können. Somit ist unser Umgang mit Plastik für massenhaftes Sterben verantwortlich. Doch nicht nur unser offensichtlicher und direkter Kunststoffkonsum trägt zu der Verschmutzung der Meere und dem Leid von Tieren bei. Durch Kleidung aus Synthetikmaterial gelangen beim Waschen kleinste Kunststoffpartikel in das Abwasser und daraufhin in die Meere. In vielen Kosmetikartikeln ist absichtlich hinzugefügtes Mikroplastik zu finden. Es soll sie cremiger und effektiver machen. Dieses landet auf indirektem Weg ebenfalls in unseren Gewässern. Und durch Reifenabrieb von Fahrzeugen gelangt Kunststoff in unser Grundwasser und folglich, früher oder später, in die Meere. Doch auch hier hören die negativen Auswirkungen unseres Plastikkonsums noch nicht auf.

Was unser Plastikkonsum mit unserer Gesundheit zu tun hat

Denn auch vor unserer eigenen Gesundheit macht das schädliche Plastik keinen Halt. So ist es bereits keine Neuigkeit mehr, dass sich Mikroplastik inzwischen auch im menschlichen Körper befindet. Die Ursachen dafür sind noch nicht vollständig ergründet. Dennoch ist klar, dass der Mensch durch den Verzehr von Meerestieren indirekt das Mikroplastik aus den Meeren zu sich aufnimmt. Auch in verschiedenen Lebensmitteln, wie beispielsweise Honig, wurde Mikroplastik entdeckt. Langzeitfolgen sind noch nicht bekannt. Jedoch ist es eher unwahrscheinlich, dass wir unserer Gesundheit damit eine Wohltat gönnen. Insbesondere da Plastik meist mit chemischen Substanzen angereichert wird, die durchaus toxisch wirken können. Eine solche Substanz stellen Weichmacher, auch Phthalate genannt, dar. Sie werden verwendet, um Kunststoffe flexibel, also weicher und biegsamer zu machen. Phthalate gelangen durch Ausdünstungen der Produkte, aber auch direkt über die Haut in unseren Körper. Das Kritische an der Sache: Phthalate wirken hormonhemmend. So können sie bei starkem Konsum unter anderem die Entwicklung von Kindern beeinträchtigen, aber auch den Hormonhaushalt von Erwachsenen negativ beeinflussen. Einen ähnlichen Effekt hat der Strecker BPA (Bisphenol A). Er wird eingesetzt, um Kunststoffe zu strecken und somit erschwinglicher zu machen. Diese chemische Substanz hat eine hormonähnliche Wirkung, die ebenfalls unseren Hormonhaushalt durcheinander bringen kann. 

 

So ist zu sehen, dass Plastik von seinem Beginn an bis zu seinem Ende schädlich ist. Nicht nur schädlich für das Klima, sondern auch für Umwelt, Flora, Fauna und uns selbst. Viele Quellen für Plastikmüll sind vermeidbar und in Anbetracht der Folgen sollten sie auch definitiv vermieden werden. Also immer Augen auf bei der Produkt- und Verpackungswahl :).